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Von grosser Bedeutung für Eßweiler waren die Hartsteinvorkommen auf dem Schneeweiderhof. Bereits um 1840 wurde mit dem Gesteinsabbau in mehreren Einzelbrüchen begonnen, so dass der Schneeweiderhof zu den ältesten Brüchen im Landkreis Kusel gezählt werden kann. Etwa ab 1870 begann ein planmässiger Abbau, als einige Bürger aus Eßweiler am Kiefernkopf beim Schneeweiderhof mit der Herstellung von Pflastersteinen begannen. Dort fand man das dafür vorzüglich geeignete Porphyr- bzw. Dioritmaterial, das sich durch eine besondere Druckfestigkeit auszeichnete.

Die ersten Versuche, einen Hartsteinbruch einzurichten, unternahmen zwischen 1874 und 1880 die Steinkipper Friedrich Jakob Reidenbach und Johann Göttel und zwar an der nordöstlichen Seite des Berges. 1898 wurden weitere Versuche an anderen Stellen gemacht ( Schuck und Appel aus Bosenbach/Oberstaufenbach, Anhäuser aus Kaiserslautern); A. Krebs legte den Bruch "Rübezahl" an.

Um 1900 eöffnete Peter Reidenbach vom Schneeweiderhof einen Steinbruch an der nordwestlichen Seite des Berges. Er verkaufte den Bruch am 20. Mai 1902 an Jacob Gilcher VIII. und Daniel Fickeisen aus Eßweiler, die die Hartsteinbrüche bis 1913 weiterbetrieben. Weitere Steinbrüche betrieben Daniel Fickeisen aus Eßweiler sowie Schuck&Appel aus Bosenbach.

Verkauf an die Basalt AG

Im Dezember des Jahres 1913 kaufte der Königl. Bayr. Kom. Rat Hans Vetter aus Eltmann am Main einige der Brüche einschliesslich "Rübezahl" und gab ihnen den Namen "Vereinigte Dioritsteinbrüche Schneeweiderhof". Damit nahm der Hartsteinabbau industrielle Züge an, auch wenn noch nicht alle Brüche in einer Hand waren.

Direktor Rautenberg von der Basalt AG in Linz am Rhein besichtigte im Frühjahr 1914 die Brüche auf dem Schneeweiderhof, konnte sich von der Leistungsfähigkeit der Betriebe überzeugen und erfuhr, dass die "Vereinigten Dioritsteinbrüche Schneeweiderhof", der ehemalige Betrieb von Jacob Gilcher und Daniel Fickeisen, käuflich zu erwerben war. Die "Vereinigten Dioritsteinbrüche Schneeweiderhof" wurden am 1. Juli 1914 von der Basalt AG aufgekauft, Jacob Gilcher VIII. wurde verantwortlicher Bruchmeister. Bis 1917 wurden auch die restlichen Steinbrüche von der Basalt AG aufgekauft.



Beim Beladen der Seilbahnwagen

Transportproblem

Als grosses Problem erwies sich der Abtransport der Pflastersteine. Sie mussten in den Bahnhöfen Kreimbach, Niedereisenbach und Altenglan verladen werden, der Transport dorthin wurde mit Fuhrwerken bewerkstelligt und gestaltete sich äusserst schwierig und zeitaufwändig (die Transporte vom Schneeweiderhof dauerten 1 bis 1,5 Tage). Auch konnte der Abfall aus der Pflastersteinproduktion nicht vermarktet werden, es bildeten sich im Laufe der Zeit grosse Halden. 

Ein ähnliches Problem hatten auch die in der Nähe liegenden Steinbrüche von Jettenbach (z.B. am Potschberg) und Oberstaufenbach ("Herrenberg"). Deshalb forderte der Steuereinnehmer Schwarz aus Bosenbach in  einer "Denkschrift" vom 15.März 1917 an die Bayrische Landesregierung, den Bau der Eisenbahnlinie Weilerbach - Reichenbach zugunsten einer Linie Altenglan - Oberstaufenbach zurückzustellen. An der Abzweigung nach Niederstaufenbach an der Strasse Friedelhausen - Bosenbach sollte dann, nach seinen Plänen, ein Industriegleis, eventuell mit einer Zahnradbahn, über Bosenbach auf den Schneeweiderhof geführt werden. 

Es kam anders. Anfang 1919 wurde mit dem Bau einer 4,5 km langen Seilbahn zur Verladestation am Bahnhof in Altenglan begonnen, um die Steine auf Rollwagen, die auf Stahlseilen liefen, nach Altenglan zu befördern. Die Arbeiten wurden durch die Firma Fohlig aus Köln ausgeführt und waren nach sechsmonatiger Bauzeit am 9. Dezember 1919 abgeschlossen, so dass am 12. Januar 1920 die ersten Steine damit ins Tal befördert wurden. Eingesetzt wurden 170 Wagen. 

Zwischen den Betrieben "Hindenburg" und "Bismarck" wurde 1920 eine bahnamtlich genehmigte Schmalspurbahn mit einer Länge von 1500 Metern eingerichtet.

Produktionszahlen

1927 94.00 t
1938 176.348 t
1939 172.449 t
1940 151.316 t
1949 122.430 t
1960-1970 insg. 3.136.670 t

Der Steinbruchbetrieb

1920 wurde eine eigene Werkstatt eröffnet. Das Brechwerk wurde am 1. Juni 1923 durch das Bezirksbauamt Kusel abgenommen.Im Jahre 1928 hatte der Betrieb 567 Beschäftigte, davon 280 Steinabrichter und 80 Knüppelschläger. Der Betrieb wird weiter modernisiert und auf eine Kapazität von 400 to pro Tag ausgebaut. Zeitweise sind drei Dampf- und eine Benzollokomotive zwischen "Bismarck" und "Hindenburg" im Einsatz. Im Jahre 1944 sind nur noch 72 Arbeiter beschäftigt. 

Nach dem Ende des  Zweiten. Weltkrieges wird die Produktion wieder aufgenommen, die Belegschaft wächst bis 1954 auf 190 Arbeiter. Ab 1955 wird verstärkt auf gleislosen Betrieb umgestellt. Der Transport zwischen dem Bruch "Bismarck" und den Aufbereitungsanlagen im "Hindenburg" wird auf LKW's umgestellt, langfristig soll der Gesteinsabbau auf den Bruch "Hindenburg" konzentriert werden und von dort eine direkte Verbindung zu "Bismarck" hergestellt werden. Der Maschinenpark wird ausgebaut und mehrere Lastkraftwagen, Bagger, Ladegeräte und um eine Grossbohrlochmaschine eingesetzt. Ebenfalls modernisiert werden in den 1950er Jahren die Aufbereitungsanlagen. So wird eine tägliche Produktion von 1.200 bis 1.400 t möglich. 

Belegschaft

1922 238
1928 567
1939 320
1944 72
1946 82
1954 190
1960 etwa 100
1970 35

Ende der 1950er Jahre wurden die Stützen der Seilbahn verstärkt und neue Seile mit verbesserter Zug- und Tragkraft aufgezogen. Totzdem blieb ihre Kapazität ein ernster Engpass bei der Vermarktung der Produkte. Deshalb beteiligte sich die Basalt AG mit Materiallieferungen am Ausbau der Kreisstrasse zwischen Eßweiler und dem Schneeweiderhof, um einen Teil der Produktion über diese Strasse absetzen zu können.

Durch Rationalisierungsmassnahmen wurde die Belegschaft im Laufe der letzten Jahre weiter vermindert, obwohl erheblich mehr produziert wurde als zuvor. 1970 wurde der Betrieb jedoch stillgelegt. Die Seilbahn wurde 1976 fast komplett abgebaut und 1978 wurde auch die Verladestation am Altenglaner Bahnhof abgerissen, ein Verkaufsbüro in Altenglan 1974 geschlossen. Die restlichen Brechanlagen wurden 1995 entfernt. 

Da es im Steinbruch "Potschberg" in Jettenbach, der mittlerweile ebenfalls der Basalt AG gehörte, zu Platzproblemen kam, wurde 1970 auf dem Schneeweiderhof eine Zentralwerkstatt mit zeitweis 17 Beschäftigten eröffnet. Sie war bis 1998 in Betrieb.

Die "Kolonie"

Die in den Betrieben beschäftigten Arbeiter kamen nicht nur aus Eßweiler, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden Horschbach, Elzweiler, Welchweiler, Friedelhausen, Föckelberg, Nieder- und Oberstaufenbach, Jettenbach und Rothselberg. Nahezu alle legten den Weg, mehrere Kilometer, zu Fuss zurück. In den Jahren 1922 - 1924 wurde die sogenannte "Kolonie" als Arbeitersiedlung auf dem Schneeweiderhof errichtet.


Die "Kolonie"

Sie wurde nach Plänen der Kölner Architekten Heinrich Mattar und Eduard Scheler errichtet und besteht aus einem zurückgesetzten, 3-geschossigen Hauptbau und 2 Flügelbauten. Durch mehrere rundbögige Durchfahrten erreicht man den Hof auf der Rückseite, wo Stallungen gebaut wurden. Die Gebäude sind unverputzt und wurden aus dem örtlich gebrochenen grauen Hartstein errichtet und tragen Schieferdächer. 

Der Steinbruch heute

Die "Kolonie" ist noch weitgehend im Originalzustand vorhanden und ist die einzige architektonisch wertvolle Arbeitersiedlung im Landkreis Kusel. Auch die Fundamente der Masten der Seilbahn sind teilweise noch im Wald zu finden. Auf dem Gelände des Steinbruches wurde in den 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts die Kreismülldeponie angelegt. Das andere Gelände, das immer noch der Basalt AG gehört, wird langsam wieder von der Natur zurückerobert


Blick über den "Hindenburg" mit der Ruine des Brechwerks


Der "Bismarck" heute

Siehe auch:

Quellen:

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