JuedischerFriedhofHinzweiler-01[german] - [english]

Die ersten Juden kamen vermutlich schon mit den Römern in die Pfalz. Sie liessen sich zuerst vor allem in den grösseren Städten nieder doch später, nachdem diese ab dem 14. Jahrhundert bestrebt waren, keine Juden mehr aufzunehmen, zogen sie auch in die kleineren Städte und Dörfer. 

In Eßweiler wohnten 1688 vier jüdische Familien. Die Zahl erhöhte sich in den folgenden Jahren stetig. 1867 lebten hier 85 jüdische Bürger, Eßweiler hatte eine der grössten jüdischen Gemeinden im Kreis Kusel.

Im Läppchen, in der Strasse die heute noch "Judengasse" genannt wird, befand sich eine jüdische Synagoge, im Volksmund "Judenschule" genannt. Sie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts  aufgegeben, das heute noch vorhandene Gebäude wurde verkauft und als Wohnhaus umgebaut, Spuren des früheren Verwendungszweckes gibt es jedoch keine mehr (eine ehemalige Synagoge, die in den letzten Jahren restauriert wurde, kann wieder in Odenbach, ca. 20 km. von Eßweiler entfernt, besichtigt werden). Im Haus daneben wurden bei Umbauarbeiten die Überreste einer mikwe, eines jüdischen Ritualbades, entdeckt.

Weitere Häuser mit jüdischen Bewohnern befanden sich in der "Reih" und im "Hinterrot". In der Krämelstrasse wohnte der jüdische Kaufmann Dreyfuss. Auch in der "Liste der Hausbesitzer von 1846" tauchen einige Namen auf.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner Eßweilers stark zurück. Viele Juden zogen in die grösseren Städte wie z.B. Kaiserslautern, dessen Gemeinde damals anwuchs. Gründe waren bessere wirtschaftliche Möglichkeiten in den Städten. Und: der Zuzug in die Städte war ihnen wieder erlaubt. 

Dies war dann auch die Ursache der Schliessung der Synagoge. Sie wurde 1902 zu Wohnzwecken an Lazarus Jacob verpachtet. Am 24. Januar 1906 wurde die israelische Kultusgemeinde Eßweiler aufgelöst, die verbliebenen Gemeindemitglieder, damals lebten nur noch die beiden Familien von Isidor und Sigmund Rothschild in Eßweiler, schlossen sich der Gemeinde in Kusel an. 1907 wurde das Gebäude der Synagoge für 1.900 Mark verkauft bzw. versteigert. Zu dieser Zeit waren die Thora-Rollen noch in Eßweiler verwahrt worden, die anderen Kultgegenstände der Synagoge sind schon nach Kusel verbracht worden. 

JuedischerFriedhofHinzweiler-02Isidor, von Beruf Viehhändler, wurde zwischen 1872 und 1876 in Eßweiler geboren und wohnte im Oberdorf zur Untermiete. Seine Frau Mina starb 1936 und wurde in Kaiserslautern bestattet.
Sein älterer Bruder Sigmund, geboren 1870 oder 1871 und ebenfalls Viehhändler, wohnte im späteren Raiffeisengebäude. Seine Frau hiess Blondine. Sie hatten 4 Töchter, Antonie (genannt Toni), Bella, Martha und Erna. Sowohl Isidor wie auch Sigmund Rothschild waren Mitglieder des Männergesangvereins Eßweiler.

Deportation und Ermordung

In der Reichspogromnacht drangen SA-Angehörige aus Altenglan und Theisbergstegen in die Häuser ein und zerstörten Türen, Fenster und die Einrichtung. Auch Nationalsozialisten aus Jettenbach sollen beteiligt gewesen sein. Die Männer aus Altenglan und Theisbergstegen zogen danach weiter nach Offenbach. 
Ein zweiter Trupp, der aus Kuseler SA-Angehörigen bestand, traf später in Eßweiler ein. Sie hatten jüdische Häuser in Kusel und Konken, Ulmet und Odenbach geplündert und zerstört und fuhren, da es in Eßweiler für sie nichts mehr zu tun gab, zurück nach Kusel.

Ein paar Tage später wurden die verbliebenen Familienmitglieder, Isidor sowie Sigmund und Blondine Rothschild, "abgeholt. Das Schicksal von Isidor Rothschild ist nicht bekannt. Blondine Rothschild starb am 23.10.1942, ihr Mann Sigmund am 15.02.1944 im Konzentrationslager Theresienstadt. 
Auch zwei der Töchter, Antonie und Marta wurden von den Nazis  ermordet. Marta starb am 30. September 1942 in Auschwitz, Antonie am 11.Juni 1943 in Sobibor. Beide hatten Eßweiler schon verlassen gehabt und lebten vor ihrer Verhaftung in Amsterdam. Ihre Namen, sowie den von Eugen Kahn aus Eßweiler, der am 30. April 1943 zusammen mit seinem 13-jährigen Sohn Bernhard in Sobibor starb, können im "Digital Monument to the Jewish Community in the Netherlands" gefunden werden (Suche nach Essweiler). 
Auf einer anderen Internetseite mit den Namen der in Gurs umgekommenen Juden ist ein Jacob Rothschild, geboren am 17.06.1857 in Eßweiler, gestorben am 16.11.1940 in Gurs, vermerkt. 
Der Kaufmann Jakob Herze, geboren 1896 in Eßweiler, starb in Riga.

Die beiden anderen Töchter von Sigmund und Blondine Rothschild, Bella und Erna, sowie die beiden Söhne von Isidor Rothschild, Ludwig und Kurt, konnten Deutschland verlassen und lebten später in den USA.

JuedischerFriedhofHinzweiler-03Siehe auch die Liste der ermordeten jüdischen Mitbürger.

Jüdischer Friedhof Hinzweiler

Die Toten der jüdischen Gemeinde von Eßweiler, darunter auch die Mutter von Isidor und Sigmund Rothschild und Ludwig, ein Sohn von Sigmund und Blondine Rothschild, wurden auf dem Friedhof in Hinzweiler beigesetzt. Auf diesem Friedhof, schon 1845 erwähnt, wurden die Toten aus Bosenbach, Eßweiler, Oberweiler im Tal, Hinzweiler, Aschbach und aus Lauterecken beigesetzt. Zum 1. Dezember 1904 wurde er auf die israelitische Kultusgemeinde Eßweiler überschrieben. Nach deren Auflösung 1906 wurde die israelitische Gemeinde Kusel Eigentümer. Heute gehört er zur Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz. Auf den Grabsteinen sind noch heute viele der oben erwähnten Namen zu finden. Die Bilder auf dieser Seite wurden dort aufgenommen.

Die Bilder auf dieser Seite stammen vom jüdischen Friedhof in Hinzweiler.

Siehe auch:

Quellen:

  • "Zur Geschichte des Dorfes Eßweiler von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert" von Dr. Rudi Emrich aus der Festschrift zum 100 jährigen Vereinsjubiläum des Gesangvereins Eßweiler, 1990
  • William Gilcher
  • "Der jüdische Friedhof in Hinzweiler" von Bernhard Kukatzki, herausgegeben von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Pfalz
  • " ... auf Lastwagen fortgeschafft" Die jüdischen Bürger in der Stadt Kusel, Herausgeber: Bündnis gegen Rechtsextremismus, Kusel. Herausgegeben 2008