Zu den Gründen, die im Jahr 1973 zum Entstehen des Heimat- und Verkehrsvereins Eßweiler, heute nur noch Heimatverein Eßweiler genannt, zu den Anfängen am Segelflugplatz und schließlich zum Bau der heutigen Landscheidhütte führten, hat Rudi Emrich aus den Aufzeichnungen seines Schwiegervaters den nachfolgenden Artikel verfasst. Willy Schmitt war Gründungsmitglied und einer der treibenden Kräfte, die zur Entstehung des Vereins führten.
Zur Gründung des Heimat- und Verkehrsvereins Eßweiler im Jahre 1973
Vorgeschichte
Mit Gründung der Verbandsgemeinde Wolfstein am 21. Juli 1971 rückte die Förderung des Fremdenverkehrs in unserer Region in den Mittelpunkt des Interesses. Alle Gemeinden der strukturschwachen Westpfalzregion sollten sich stärker als bisher die Förderung des Tourismus als vorrangiges Ziel zu eigen machen. Im Spätherbst des Jahres 1972 rief der damalige Erste Beigeordnete der Gemeinde Eßweiler, Alfred Hunsicker, zu einer ersten Informationsveranstaltung im Gasthaus Henn in Eßweiler auf. Um die Tourismusförderung voranzubringen, sollte ein Verein gegründet werden, um dort die entsprechenden Aktivitäten zusammenzuführen.
Die Gründungsversammlung fand am 30. Juni 1973 im Rathaus Eßweiler statt. Ihr war einige Tage zuvor eine zweite Informationsveranstaltung im bis auf den letzten Platz besetzten Gemeindesaal des Rathauses in Eßweiler vorausgegangen. Verbandsbürgermeister Günter Hög, der sich als Referent zur Verfügung gestellt hatte, erörterte die rechtlichen und praktischen Möglichkeiten einer Vereinsgründung und machte neben grundsätzlichen Ausführungen über Heimatpflege auch weitere wertvolle Vorschläge für eine fruchtbare Arbeit.
Vereinsgründung und Ziele
An der Gründungsversammlung nahmen als auswärtige Berater die Herren Albert Dilly und Ernst Vogt aus Wolfstein, Mitglieder des dortigen Verkehrsvereins, teil. Insgesamt waren 32 Gründungsmitglieder anwesend. Den Entwurf einer Vereinssatzung hatte Günter Hög ausgearbeitet; sie wurde bis auf wenige Änderungen einstimmig angenommen. Der Verein wurde im Vereinsregister eingetragen und führt damit den Zusatz ”e.V.”.
Die in geheimer Abstimmung durchgeführten Vorstandswahlen brachten folgendes Ergebnis:
Funktion | Name |
Erster Vorsitzender | Fritz Edinger |
Zweiter Vorsitzender | Gerhard Weißmann |
Schriftführer | Alfred Blauth |
Rechnungsführer | Erhard Gilcher |
Ausschußmitglieder |
Alfred Hunsicker Willy Schmitt Sigurd Rumpf Karl Keidel Hans Hübsch |
Neben der Heimatpflege wollte sich der Verein in erster Linie die Verschönerung des Ortes und von Haus und Hof zur Aufgabe machen. Auch für Kurzurlauber sollte etwas getan werden. Der wichtigste Anziehungspunkt von touristischer Bedeutung war damals der vom Flugsportverein Landstuhl seit 1963 betriebene Segelflugplatz im Gemarkungsteil ”Striet” (das Gelände war 1962 erworben worden).
So war die naheliegende Idee aufgekommen, in unmittelbarer Nähe des Geländes, im Flurstück ”Am Stollen” im gegenüberliegenden Wäldchen eine Ruhe– und Bewirtungsmöglichkeit mit einfachen Speisen, Getränken sowie mit Kaffee und selbstgebackenen Kuchen zu schaffen. Demzufolge wurde als erste Maßnahme des Vereins das genannte Waldstück für diesen Zweck hergerichtet, was bereits Mitte Juli abgeschlossen war.
Gründungsmitglied Willy Schmitt stellte für den sonntäglichen Bewirtungsbetrieb, den die männlichen und weiblichen Vereinsmitglieder besorgten, zunächst eine ”Baubude” zur Verfügung, später konnte er einen ausgedienten Kioskwagen auftreiben, der für mehrere Jahre treue Dienste leistete und schließlich noch Anfang der 80er Jahre für die Baustelle an der Sprengelburg zur Verfügung stand.
Bau der Landscheidhütte
Der Betrieb war insofern etwas mühselig, als sonntags in der Frühe alle Speisen und Getränke herbeigeschafft werden mussten; der Kioskwagen wurde durch Gründungsmitglied Karl Keidel per Traktor sonntagsabends zum nahegelegenen Königsbergerhof (Keidel–Hof) ab– und am darauffolgenden Sonntag wieder herantransportiert. Mithin erwies es sich schon ganz früh als zwingend, über die Schaffung einer Schutzhütte nachzudenken; ein entsprechender Beschluss gefaßt und ein Bauantrag bei der unteren Bauaufsichtsbehörde des Landratsamtes Kusel auf den Weg gebracht. Das Genehmigungsverfahren nahm einige Zeit in Anspruch und als das Ergebnis in 1975 eintraf, war es nicht nach dem Geschmack der Vereinsmitglieder, denn der vorgesehene Standort im Gemarkungsteil ”Striet” gegenüber der Segelflugstartbahn wurde aus Gründen der Flugsicherheit nicht genehmigt.
Schlagartig war man gezwungen, einen neuen Standort zu finden und entschied sich für den damals lauschigen Platz im Gemarkungsteil ”Landscheid”, einen halben Kilometer vom Ortsausgang in Richtung Oberweiler im Tal, leider etwas zu weit entfernt vom Segelflugplatz. Für dieses in Gemeindebesitz befindliche Gelände schloss der Verein mit der Ortsgemeinde einen Pachtvertrag auf 99 Jahre. Trotz einer gewissen Enttäuschung sah man im neuen Standort dennoch eine erfolgreiche Zukunft, denn in unmittelbarer Nähe befand sich die damals noch unter Schutt und Gestrüpp verborgene Sprengelburg; darüber hinaus kamen im Umfeld von Verbandsgemeinde Wolfstein sowie auch der Ortsgemeinde Eßweiler Spekulationen über die mögliche Anlage eines Stausees im Talbachtal auf; diese beiden Tatbestände sollten in der weiteren Zukunft des Vereins noch eine bedeutende Rolle spielen.
Unmittelbar nach Eingang der Baugenehmigung in 1975 wurde zügig mit den Arbeiten am Bau der ”Hütte”, wie sie zeitweilig etwas untertrieben genannt wurde, begonnen, nachdem im Juni 1975 der Kioskwagen an den neuen Standort geholt worden war. Die Bauarbeiten erfolgten überwiegend in Eigenleistung durch die Vereinsmitglieder; unvergessen ist der unermüdliche Einsatz des Ersten Vorsitzenden Fritz Edinger, dem es immer wieder gelang, die Mitglieder zu Arbeitsleistungen zu motivieren. Selbst bei den von Fachfirmen ausgeführten Zimmerer– (Fa. Gustav Mahler, Oberweiler im Tal) und Dachdeckerarbeiten (Fa. Karl Backes, Offenbach–Hundheim) wurden großzügige Nachlässe gewährt, so dass das Vorhaben schließlich erfolgreich zum Abschluß gebracht werden konnte. Bis auf wenige Teilarbeiten war das Gebäude Ende 1976 fertiggestellt.
Schluß
Auf Einzelheiten zur Baugeschichte kann hier nicht eingegangen werden. Es bedarf kaum einer Erwähnung, daß die Finanzierung des Baus durchaus schwierig war. Es gab zwar Zuschüsse vom Land Rheinland–Pfalz und auch von der Ortsgemeinde, dennoch wäre das Vorhaben niemals ohne die massiven Eigenleistungen ́der Vorstands–, Vereinsmitglieder, aber auch von vielen Helfern aus der Bevölkerung möglich gewesen.
Erwähnt sei noch die Anlage einer Baumallee unterhalb der Landesstraße sowie die Anlage einer Sonnenterrasse; Felix Gilcher, der frühere und dann auch spätere Bürgermeister von Eßweiler, hat sich hier bleibende Verdienste erworben; für diese Maßnahme hatte die Bezirksregierung Rheinhessen–Pfalz einen großzügigen Zuschuß in Höhe von 15.000 DM gewährt.
Vieles geschah im Wege der Improvisation. Die Fenster der Landscheidhütte waren an Gebäuden der Neuen Heimat Südwest in Bad Kreuznach ausrangiert und von Willy Schmitt und seinem Schwager Otto Grau nach Eßweiler gebracht worden. Ahnlich verhielt es sich mit der Sicherstellung der Stromversorgung, Grüdungsmitglied Hans Hübsch hatte per Sondergenehmigung erreicht, daß ein Anschluß an das Schulgebäude ermöglicht wurde.
Vereinsgründung und Bau der Landscheidhütte waren ein herausragendes Beispiel für tatkräftiges Bürgerengagement, wie es später – in den 90er Jahrennur noch einmal beim Bau des Bürgerhauses anzutreffen war. Darauf darf Eßweiler bis auf den heutigen Tag stolz sein.
von Rudi Emrich, 13. Juni 2013
Die Ausführungen handeln von der Gründung des Heimat- und Verkehrsvereins Eßweiler und basieren auf Aufzeichnungen meines Schwiegervaters Willy Schmitt.