In der Zeitschrift "Unsere Heimat - Blätter für saarpfälzisches Volkstum" vom Februar 1939 berichtete Wilhelm Nelke, ein Pfarrer in Montevideo, Uruguay, über seine Bekanntschaft mit Westpfälzer Wandermusikanten in Montevideo. Der Bericht - eine Art Leserbrief - wurde durch einen Artikel von Hermann Moos über das Westpfälzer Wandermusikantentum in einer früheren Ausgabe der Zeitschrift ausgelöst, in dem Pfarrer Nelke erstmals vom Westpfälzer Wandermusikantentum hörte.

Kapelle von Otto und Rudolf Pfeifer vom Krieg überrascht

Wilhelm Nelke berichtet, dass er 1910 oder 1911 erstmals Bekanntschaft mit Wandermusikanten aus der Westpfalz machte, als er eines Tages beim Morgenkaffee im Pfarrhaus Musik auf der Strasse vor der Kirche hörte. Er bat die Musiker, die er zuerst für die Kapelle eines deutschem Dampfers hielt, zum musizieren in den Pfarrgarten und lud sie dann zum Kaffee ein.

Die Kapelle bestand aus 6 oder 7 Mann, gekleidet in blaue Uniformen mit weißen Mützen. Sie erzählten beim Kaffee von ihren Fahrten. Beim Abschied gab er ihnen die Adresse des nächsten deutschen Nachbarn und markierte weitere "deutsche" Häuser auf einem Stadtplan. In den darauffolgenden Tagen hörte er, dass die Kapelle überall wohlwollend aufgenommen worden war.

Montevideo, Hauptstadt von Uruguay, Grossstadt und Badeort, bot damals Orchestern gute Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten: Im Sommer am Strand und bei Ausflügen, im Winter bei Gesellschaften und Tanzveranstaltungen. So kam es dann, dass sich diese Kapelle fest in Montevideo niederliess. Zu ihr gesellte sich dann auch noch eine zweite Kapelle, ebenfalls westpfälzer Wandermusikanten. Die Mitglieder der beiden Kapellen wohnten im selben Haus.

1914 wurden die Musikanten dann vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht und konnten Uruguay nicht mehr verlassen. Sie blieben in Montevideo und musizierten weiter. Im Laufe der Zeit, insbesondere nach dem Ende des Krieges, wurde die Lage für die deutschen Musikanten immer schlechter, ihr Ansehen sank und damit auch ihre Einkünfte. Beide Orchester sollen dann am 1. März 1920, nach fast 10 Jahren in Montevideo, die Heimreise angetreten haben.

Später erkundigte sich nochmals einer der Musikanten per Brief nach den Zuständen und Arbeitsmöglichkeiten in Uruguay. Nelke riet ihm jedoch ab, da mittlerweile auch in Montevideo das Radio Einzug gehalten hatte und es für Orchester nicht leicht war, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Namen der Musikanten

Wilhelm Nelke erinnerte sich noch an einige Musikanten aus den beiden Orchestern.

Im 1. Orchester spielten:

  • Franz Bauer aus Wolfstein
  • Jakob Hahnenberger aus Wolfstein
  • Jakob und Heinrich Ebert aus Neunkirchen bei Trier (?) bzw. Wolfstein
  • Rudolf und Jakob Günther aus Wolfstein

Im 2. Orchester spielten

  • Otto Pfeifer aus Eßweiler
  • Rudolf Pfeifer aus Eßweiler
  • Rupertus Schmidt aus Horschbach
  • Ludwig Scheidt aus Nerzweiler
  • Peter Rosenberger

Quellen

  • "Unsere Heimat - Blätter für saarpfälzisches Volkstum", 5. Heft vom Februar 1939
    Herausgegeben vom Volksbildungsverband Saarpfalz e.V., Westmark Verlag GmbH