Hubertus Kilian:
Ein bekannter Wandermusikant aus Essweiler war Hubertus Kilian, geboren am 09. März 1827 in Jettenbach als Sohn des Küfers Daniel Kilian und seiner Frau Margarete Wenz.
Der Taufschein von Hubertus Kilian
Er ging mit 9 Jahren(1836) das erste mal mit auf Musikfahrt nach Frankreich mit einer unbekannten Kapelle. Danach, 1839 und 1845/46 ging Kilian mit Michael Gilcher und Jakob Konrad nach Spanien, 1845 nach Bilbao, wo Gilcher und Kilian Jakob Konrad in der Neujahrsnacht verloren, oder, nach anderen Angaben, im Stich ließen und ihn erst aus alten Mann, nach ca. 40 Jahren in Essweiler wiedertrafen, wo Jakob Konrad dann auch verstarb. Kilian soll aus Spanien wohlhabend wiedergekehrt sein.
Nach England zog es Kilian im Jahr 1846, bis 1852 bereiste er unter anderem Edinburgh und Liverpool.
1852 diente er beim Infanteriebataillon in Kaiserslautern, wo er seine eigentliche musikalische Ausbildung erfahren haben soll. Kilian spielte Flöte und Posaune. Nun heiratete Kilian, auch genannt "Bertes" Phillipine Diel (*05 April 1838, Essweiler), die er 1858 mit nach Australien nahm. Nach einer 86 tägigen Seereise auf einem Segelschiff von Liverpool aus über das Kap der guten Hoffnung kam Kilian am 03. August 1858 mit seiner 8-Mann-Kapelle und seiner Frau in Melbourne, Australien an. In Australien waren Kilian und seine Kapelle angesehen und verdienten sich viel Geld, was sie aber durch einen Bankkrach wieder verloren (bei Kilian sollen es 8000 Mark gewesen sein). Daraufhin schickte Kilian seine Frau mit den 2 Kindern, Marie(* 10.08.1861, Melbourne) und August (* 03.09.1859, Melbourne) mit dem Schiff "Great Eastern" nach Hause, das südlich von Kap Horn auf einen Eisberg stieß und sank. Kilians Frau und Kinder konnten gerettet werden.
Am Jahrestag des Schiffsunglücks fastete Phillipine Kilian jedes Jahr, bis zu ihren Tod. Kilian wollte sein Geld wieder verdienen, er traf Ende 1863 den englischen General Gordon, der mit einem Hilfskorbs nach China unterwegs war und ihn samt Kapelle mit nach Shanghai nahm, wo Kilian den Chinesischen Oberbefehlshaber Li Hung Tschang kennenlernte und zum "Kaiserlich chinesischen Militärkapellmeister" ernannt wurde.
Hubertus Kilian (vorne, mit Posaune) mit seiner Kapelle
in China (1862/63)
Er gab mit seiner Partie Konzerte in Shanghai, im Hotel Europa und spielte bei festlichen Anlässen, wo er zwischen Oktober 1863 und September 1864 12453,75 Dollar einnimmt und nur 1258,75 Dollar ausgibt, was zeigt das Kilian sparsam war und verstand mit Geld umzugehen. Das beweist auch diese Tabelle aus seinen Tagebuchaufzeichnungen:
Einnahmen, Oktober 1863: | |
Erstes Konzert | 78.- Dollars |
German Hall | 10.- Dollars |
Konzert mit Simons | 26.- Dollars |
Hotel d´Europe | 40.- Dollars |
Konzert Clarendon | 32.- Dollars |
Konzert Clarendon | 123.- Dollars |
Konzert Clarendon | 76.- Dollars |
Hotel d´Europe | 40.- Dollars |
Konzert Clarendon | 67.- Dollars |
Do unt. Mitwirkung v. Frl. Banln | 153.75 Dollars |
Dinner (Schlacht bei Leipzig) | 77.- Dollars |
Konzert unt. Mitwirkung v. Frl. Banln | 41.75 Dollars |
Do. do. | 52.75 Dollars |
Do. do. | 28.- Dollars |
Serenade (Loreio) | 50.- Dollars |
Konzert unt. Mitwirk. v. Frl. Banln | 30.- Dollars |
Hotel d´Europe | 40.- Dollars |
Rislens Zirkus | 100.- Dollars |
Einnahmen aus verk. Eintrittskarten | 63.- Dollars |
Summa: | 1128.25 Dollars. |
Ausgaben Oktober 1863: | |
Drucksachen, Miete, Brückengeld, für Billeteinnehmer und Kulis zus. |
179.50 Dollars |
Einnahmen, November 1863: | |
Konzert unt. Mitwirk. v. Frl. Banln | 43.- Dollars |
Do. do. | 25.- Dollars |
Do. do. | 61.- Dollars |
Do. do. | 26.- Dollars |
Do. do. | 45.50 Dollars |
Schanghai Races (Rennen) | 150.- Dollars |
Konzert unt. Mitwirk. v. Frl. Banln | 3.50 Dollars |
Zirkus (Benefizvorstellung) | 30.- Dollars |
Gesang | 5.- Dollars |
Ball | 100.- Dollars |
Benefizkonzert | 30.- Dollars |
Rieslen=Zirkus | 90.- Dollars |
Benefizvorstellung (Frl. Banln) | 78.- Dollars |
Benefizkonzert | 187.25 Dollars |
Antrobus | 50.- Dollars |
Ball | 38.50 Dollars |
Summa: | 962.75 Dollars |
Ausgaben, November 1863: | |
Miete | 25.- Dollars |
Krawatten | 5.80 Dollars |
Podium | 15.- Dollars |
Brückengeld | 1.25 Dollars |
Wasseranschluss | 6.50 Dollars |
Kulis | 3.- Dollars |
Billeteinnehmer | 4.- Dollars |
Billeteinnehmer | 10.- Dollars |
Anstreicherarbeiten für das Podium | 4.25 Dollars |
Brückengeld | 1.25 Dollars |
Wasserträger | 3.- Dollars |
Ausgaben für Sänger | 135.- Dollars |
Summa: | 213.75 Dollars |
Monat | Jahr | Einnahmen: Dollars |
Ausgaben: Dollars |
Dezember | 1863 | 881.- | 74.- |
Januar | 1864 | 1011.- | 53.75 |
Februar | 1864 | 786.50 | 37.- |
März | 1864 | 1213.75 | 122.75 |
April | 1864 | 1096.- | 76.25 |
Mai | 1864 | 444.75 | 139.- |
Juni | 1864 | 1801.50 | 86.50 |
Juli | 1864 | 1248.50 | 127.25 |
August | 1864 | 863.50 | 70.50 |
September | 1864 | 1016.25 | 78.50 |
Oktober | 1864 | 1350.- | 139.75 |
November | 1864 | ? | 66.- |
Dezember | 1864 | 925.50 | ? |
Am 6. Mai 1865, nach 7 Jahren, trat Kilian die Heimreise an. Er fuhr mit dem Schiff "Aden" von Schanghai aus über Hongkong, Singapur, Benang, Ceylon, durchs Rote Meer nach Suez, dann mit der Bahn nach Kairo und Alexandria, und wieder weiter mit dem Schiff "Ceylon" über Malta, Sizilien, Sardinien und Korsika nach Marseille, wo er am 04. Juli ankam. Die Reise dauerte 2 Monate und wahrscheinlich machte Kilian mit seiner Partie auf den Schiffen und in den Städten auch immer noch Musik, um sich die Kosten für die Reise zu erspielen. Von Marseille ging Kilian wieder in sein Heimatdorf Essweiler, wo er sich außer einer kurzen Reise nach Spanien und Frankreich erst einmal ausruhte, um dann 1870/71 nach Amerika zu gehen, er bereiste unter anderem Boston, New York, Chicago, St. Louis, New Orleans uns Houston.
1875 zog es Kilian dann nach Russland, in die Städte St. Petersburg, Hapsal, Wilna und Warschau. Die Heimreise ging über Berlin, wo er das Opernhaus, Museen, Theater, das Reichtagsgebäude und die Universität besuchte. Bis 1880 blieb er dann Zuhause in Essweiler.
Am 12. Juni ging Kilian mit seinen Söhnen Eduard und Rudolph auf dem Schiff "Potsi" nach Australien. Sie erreichten Adelaide am 19. Juli. Von dort aus gingen sie nach Melbourne um die Eröffnung der Weltausstellung mitzuerleben. Er gab Konzerte im Rahmen der Weltausstellung und brachte dem Violinvirtuosen Wilhelmy ein Ständchen. 1884 kam Kilians Sohn Eugen nach Australien nach, er dort konfirmiert wurde. Nachdem sich Kilians Kapelle 1887 im Australien auflöste, weil einige Mitglieder vom Goldrausch ergriffen waren und in Australien ihr Glück versuchen wollten ging Kilian nach Eßweiler zurück, wo er dann bis zu seinem Tod im Jahr 1899 zusammen mit seiner Frau eine Gastwirtschaft führte.
Killians Haus in Essweiler heute
Hubertus Killian und seine Frau Phillipine
Kilian soll auch vor dem Sultan in Konstantinopel und vor dem Khediven in Ägypten gespielt haben. Er konnte französisch, englisch, spanisch und italienisch sprechen und hatte sieben Kinder:
August Kilian | *03.09.1959 Melbourne/Australien, gestorben am 21.02.1934 Offenburg/Baden |
Marie Kilian | *10.08.1861 Melbourne/Australien, gestorben am 13.04.1894, Essweiler |
Eduard Kilian | *07.05.1866 Eßweiler, blieb 1887 in Australien, war am Melbourner Theater tätig, Sterbedatum unbekannt |
Rudolf Kilian | *26.09.1867, Essweiler, gestorben in Brooklyn/USA |
Eugen Kilian | *27.07.1872, Essweiler, gestorben am 01.06.1920 in Elmhurst, New York |
Hermine Kilian | *19.10.1874, Essweiler, gestorben am 26.04.1937, Essweiler |
Adolph Kilian | *29.07.1877, Essweiler, gestorben am 23.07.1959, Hempstead USA |
Kilian verstarb am 14.10.1899 in Essweiler. Kilians Enkelin Erna Appel (Tochter von Hermine Kilian) lebt heute noch in Essweiler im Haus von Jakob Meisenheimer, den sie im Alter verpflegt hatte.
Biografie:
- geboren am 09.03.1827 in Jettenbach
- spielte Flöte und Posaune
- ging 1836 nach Frankreich
- 1839 und 1845/46 nach Spanien
- 1846 bis1852 nach England
- ab 1852 diente er im Infanteriebataillon Kaiserslautern
- dann heiratete er Phillipine Diel
- 1858 ging er mit Frau und 8-Mann Kapelle nach Australien
- 1863 ging er mit General Gordon nach China, dort wurde er zum "Kaiserlich, chinesischen Militärkapellmeister" ernannt.
- Am 06.Mai 1865 ging Kilian mit 2 von seinen Söhnen nach Australien
- 1884 kam Kilians Sohn Eugen nach Australien
- 1887 löste sich Kilians Kapelle in Australien auf, Kilian ging heim nach Eßweiler
- Kilian starb am 14.10.1899 in Eßweiler